Armin Mueller-Stahl

Kindheit

 

Armin Mueller-Stahl ist das dritte von fünf Kindern des ostpreußischen Bankkaufmanns Alfred Mueller-Stahl und dessen Frau Editha, geb. Maaß, einer Ärztin.[1] Sie war eine Baltendeutsche aus Estland, deren Familie 1918 von Petrograd aus nach Tilsit geflohen war. Armin und sein Bruder Hagen wuchsen in einer kunstliebenden Familie auf, in der man malte, zeichnete und gemeinsam musizierte. Sein Vater hatte ursprünglich Schauspieler werden wollen, er spielte am Tilsiter Theater mit und führte an den Geburtstagen seiner Familie eigene Sketche auf. Mueller-Stahl erlebte eine unbeschwerte Kindheit bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, als sein Vater eingezogen wurde. 1938 übersiedelte die Familie nach Prenzlau. Der Vater starb am 1. Mai 1945 in einem Lazarett im mecklenburgischen Schönberg, wie die Familie erst 28 Jahre später erfuhr.[2] Nach Vermutung von Mueller-Stahl wurde er von deutschen Soldaten wegen versuchter Desertion umgebracht, da über ihn keine Krankenakte angelegt worden war.[3] Am gleichen Tag wurde der 14-jährige Armin in Goorstorf bei Rostock, wohin die Mutter mit den Kindern geflüchtet war, von einem sowjetischen Soldaten als vermeintlicher Hitlerjunge mit der Erschießung bedroht. In letzter Sekunde verhalf ihm ein mutiger, ehemaliger polnischer Kriegsgefangener zur Flucht.[4] Nach Kriegsende kehrte die Mutter mit ihren Kindern in das niedergebrannte Prenzlau zurück, wo er bis 1948 die Schule besuchte. Im selben Jahr zog er „mit seinem Geigenkasten nach Berlin“.

 

 

DDR

 

 

Mueller-Stahl strebte zunächst an, professioneller Geiger zu werden. Vorbilder waren für ihn Gerhard Taschner und David Oistrach. Er studierte Violine und Musikwissenschaft am städtischen Konservatorium in West-Berlin, was er 1949 mit einem Examen als Musiklehrer abschloss. Dann wechselte er zur Schauspielerei. Zunächst wegen „mangelnder Begabung“ zum Abbruch des Studiums gezwungen,[2] erhielt er dennoch 1952 nach einem Vorstellungsgespräch bei Helene Weigel sein erstes festes Engagement am Berliner Theater am Schiffbauerdamm. Mit dessen Ensemble wechselte er 1954 unter der Intendanz von Fritz Wisten an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.[5] Dort spielte er über 20 Jahre, unter anderem in den Stücken Emilia Galotti, Kabale und Liebe und Was ihr wollt, bevor er seine Theaterkarriere in den 1970er Jahren beendete.[6] Neben vielen anderen DDR-Schauspielern stand er auch am Theater der Bergarbeiter Senftenberg in Senftenberg auf der Bühne.

 

2014 gab Mueller-Stahl an, die DDR zwar 1956 nach dem Einmarsch in Ungarn „gehasst“, 1961 aber mit dem Bau der Berliner Mauer „einverstanden“ gewesen zu sein, weil er gehofft habe, dass man nun „ungestört den Sozialismus aufbauen“ könne.[7] Daher spielte er auch später in Filmen mit, die den gerade erfolgten Bau der Berliner Mauer als gerechtfertigt darstellten: Mueller-Stahl ist in … und deine Liebe auch Kommandeur einer DDR-Betriebskampfgruppe, der seinen Bruder an der Berliner Mauer mit der Waffe daran hindert, in den Westen zu fliehen, und seine Verhaftung bewirkt. Seine Schauspielerkarriere beim Film 1960 begann mit dem Vierteiler Flucht aus der Hölle, in dem er aus der Bundesrepublik Deutschland in die DDR flieht, und dem im spanischen Bürgerkrieg spielenden Drama Fünf Patronenhülsen, in dem auch sein Freund und Kollege Manfred Krug mitwirkte. In den nächsten Jahren standen die beiden oft gemeinsam vor der Kamera, so etwa 1974 in dem Spielfilm Kit & Co. Mueller-Stahl wurde schließlich in der DDR zu einem gefeierten Charakterdarsteller, wie zum Beispiel für seine Darstellung des indianerfreundlichen Weißen Chris Howard in dem DEFA-Indianerfilm Tödlicher Irrtum. Er wurde fünf Mal in Folge zum beliebtesten Schauspieler der DDR gewählt.

 

Von 1973 bis 1975 verkörperte Mueller-Stahl einen MfS-Agenten in der beliebten Fernsehserie Das unsichtbare Visier, die als Gegenbild zur James-Bond-Reihe angelegt war.[8] Als die Serie politischer konzipiert werden sollte, stieg Mueller-Stahl aus, was für ihn einen endgültigen Bruch mit der DDR bedeutete. Seine Unterzeichnung des offenen Briefs gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns aus der DDR Ende 1976 war nur noch ein letzter Schritt. Daraufhin wurden ihm zweieinhalb Jahre lang kaum noch Rollen angeboten. Die Zwangspause nutzte er zur Niederschrift seiner Autobiographie Verordneter Sonntag. 1980 wurde Mueller-Stahls Antrag, nach West-Berlin ausreisen zu dürfen, genehmigt.

 

 

Bundesrepublik und USA

In der Bundesrepublik konnte er bald wieder an die alten Erfolge anknüpfen, 1981 spielte er die männliche Hauptrolle in Lola von Rainer Werner Fassbinder und in Der Westen leuchtet! von Niklaus Schilling. Mueller-Stahl war später im Gespräch für die Hauptrolle der Fernsehserie Schwarzwaldklinik. Auch andere Fernsehserien wie Der Alte interessierten ihn nicht, stattdessen nahm er Rollen in Autorenfilmen der deutschen Filmemacher Herbert Achternbusch, Alexander Kluge und Hans-Christoph Blumenberg an. Ebenso engagierten ihn international bekannte Regisseure wie Andrzej Wajda oder Patrice Chéreau für ihre Filme.

 

Obgleich er noch kaum Englisch beherrschte, entschloss sich Mueller-Stahl Ende der 1980er-Jahre zu einem weiteren Neubeginn in den USA. Bei seinem ersten Film-Engagement Music Box – Die ganze Wahrheit (1989) von Costa Gavras behalf er sich mit Tricks wie etwa der phonetischen Nachahmung des Englischen, bei jeder Aufnahme die Betonung variierend, und dem langsamen Vortrag eines Monologs, dabei intensiv die Angesprochenen und schnell die Textvorlage anschauend, was er sich von Helmut Schmidts parlamentarischen Reden abgeschaut hatte.[9] Er spielte einen ungarischen Einwanderer, der in den USA angeklagt wird, Mitglied bei den Pfeilkreuzlern gewesen zu sein und in Budapest kurz vor Kriegsende eigenhändig Juden ermordet zu haben. Mueller-Stahl verstand es, bis kurz vor Schluss die Schuld oder Unschuld des Emigranten offenzulassen. Mit diesem Hollywood-Debüt konnte er einen internationalen Erfolg verzeichnen.

 

Große Anerkennung erntete er 1990 für seine tragisch-komische Darstellung des polnisch-jüdischen Großvaters Sam Krichinsky in seinem zweiten Hollywood-Film Avalon. Im Episodenfilm Night on Earth (1991) spielte er den ostdeutschen Taxifahrer und früheren Zirkusclown Helmut Grokenberger, der in New York sein Glück versucht. Hier konnte Armin Mueller-Stahl auch sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Für die Rolle des fordernd-überforderten Vaters des Pianisten David Helfgott in Shine – Der Weg ins Licht wurde er 1997 mit einer Oscar-Nominierung geehrt.

 

Als Mueller-Stahl Einblick in seine Stasi-Akten nahm, musste er feststellen, unter anderem von seinem besten Freund an die Staatssicherheit verraten worden zu sein. Dennoch hält er bis heute ein Gesprächsangebot an ihn aufrecht und schützt ihn mit seiner Verschwiegenheit. Heute ist ihm Kalifornien zur zweiten Heimat geworden, das angenehme kalifornische Klima und die Gewissheit, dort „neue Freunde ohne DDR-Vergangenheit“ zu finden, gaben ihm den Ausschlag für seinen neuen Wohnsitz.[10] Er wohnt in Pacific Palisades nahe der ehemaligen Wohnung von Thomas Mann und hat neben der deutschen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

 

Trotz seines Erfolgs auch in Hollywood kehrte er immer wieder nach Deutschland zurück. So etwa übernahm er die Hauptrolle des Thomas Mann in dem Fernseh-Dreiteiler Die Manns – Ein Jahrhundertroman. Diese Darstellung wird mitunter als die gelungenste seiner Karriere angesehen. Im Jahr 1994 produzierte die ARD unter assistierender Regieführung von Mueller-Stahl den Film Der Dicke mit Günter Strack als Gregor Ehrenberg. Eine Fortsetzung konnte aufgrund Stracks Erkrankung nicht mehr realisiert werden. Von 2005 bis 2012 lief in der ARD eine Serienfolge dieser Filmidee mit Dieter Pfaff in der Hauptrolle von Der Dicke.

 

Mueller-Stahl legte mit Gespräch mit dem Biest (1996) seine erste und bisher einzige Regie-Arbeit vor. Er schrieb bereits einige Romane und Erzählungen. Weiterhin präsentierte Mueller-Stahl seine Zeichnungen und Aquarelle schon in mehreren Ausstellungen, 2001 fand die erste Präsentation im Filmmuseum Potsdam statt, später auch im Lübecker Buddenbrookhaus und anderen Orten. Seine Zeichnungen entstanden vor allem in den Drehpausen am Filmset. Während er sich beim Filmschauspiel immer sehr eingebunden fühle, seien das Malen und Schreiben die einzigen Momente, in denen er „wirklich fliegen“ könne.[11]

 

 

Am 30. September 2006 kündigte er seinen Abschied aus dem Filmgeschäft an. Als Gründe für seinen Ausstieg gab er unter anderem an, dass die spektakuläre Bekanntheit und die außergewöhnlich hohe Bezahlung von Schauspielern und Produzenten heutzutage nicht mehr der Qualität ihrer Leistungen noch deren tatsächlichen Können entspreche. Nach den Dreharbeiten wolle er sich dann ganz der Malerei, der Musik und der Förderung junger Künstler widmen.[10] Es folgten die Buddenbrooks-Verfilmung von Heinrich Breloer und eine Hauptrolle in Cronenbergs Tödliche Versprechen – Eastern Promises. Entgegen den häufig in der Presse geäußerten Vermutungen eines völligen Rückzugs betonte Mueller-Stahl, dass er bis zu seinem Lebensende gute Rollen spielen möchte, jedoch mit abnehmender Häufigkeit.[11] Bei seinen Lesungen mit dem Motto Bin schon Gaukler 50 Jahr…, einen Anfang seiner Gedichte zitierend, wird er von der Violinistin Sarah Spitzer und dem Pianisten Mike Jin begleitet.

 

2007 gestaltete Mueller-Stahl mit fünf Lithografien die Buchrücken einer auf 999 Exemplare begrenzten Sonderausgabe der 30-bändigen Brockhaus Enzyklopädie, die für 5000 Euro angeboten wurden.[12] [13] Seit 2001 tritt er mit seinen Zeichnungen zunehmend in die Öffentlichkeit und zeigt sie in einer Reihe von Ausstellungen. Über sein zeichnerisches Werk sagte er: „Beim Zeichnen ist man selbst der Regisseur. Es gibt keine Verbote, und man hat alle Freiheiten. […] Das Zeichnen fiel mir so leicht, ich dachte, alles, was einem leichtfällt, ist nicht so bedeutend. Zeichnen ist für mich viel leichter als schauspielern.“[14] Trotzdem gibt sich Mueller-Stahl durchaus bescheiden, was sein zeichnerisches Talent angeht. Es sei beispielsweise nicht groß genug, um die Natur in ihrer ganzen Schönheit wiederzugeben, ihm gehe es daher mehr um die Darstellung von Menschen, die er als Resultate des täglichen Überlebenskampfes zeigen wolle: „Es ist ein unglaublicher Kampf, überhaupt zu überleben, und diese Kämpfe will ich in einem Gesicht sehen, weil sie jeder Mensch führt, ob schön oder nicht schön.“[15]

 

Im Juli 2009 wurde Armin Mueller-Stahl in den Hochschulrat der Hochschule für Musik und Theater Rostock gewählt.[16] Außerdem gehört er seit der Gründung dem Kuratorium der Freya von Moltke-Stiftung an, die sich unter anderem dem kulturellen Austausch mit Polen widmet.[17]

 

Im Herbst 2010 wiederholte er als Sänger mit Günther Fischer, einem früheren Filmmusiker der DEFA, eine Aufnahme von Liedern, die er vor über vierzig Jahren in der DDR komponiert und im Fernsehen vorgetragen hatte.[18]

 

 

Familie

In erster Ehe war Armin Mueller-Stahl mit der Schauspielkollegin Monika Gabriel verheiratet.[19] Seit 1973 ist er in zweiter Ehe mit der Hautärztin Gabriele Scholz verheiratet[6] und hat mit ihr den Sohn Christian (* 1974), der in seinen frühen Jahren Filmrollen übernahm.[20][21] 1992 trat er mit seinem Vater als 18-jähriger Baron Kaspar Joachim von Utz in Bruce Chatwins Romanverfilmung Utz auf.[22] Heute ist er als Arzt tätig.[2] Armin Mueller-Stahls älterer Bruder Hagen Mueller-Stahl (* 1926)[23] arbeitet als Regisseur und gelegentlich als Filmschauspieler, seine Schwester Dietlind (* 1938)[24] ist eine Schauspielkollegin, die ebenso lange Zeit am Berliner Ensemble tätig war.[24] Gemeinsam mit ihrem Bruder trat Dietlind Stahl 1960 in zwei frühen Filmen auf (Flucht aus der Hölle,[25] Fünf Patronenhülsen). Armin Mueller-Stahl wohnt abwechselnd an der kalifornischen Küste (Pacific Palisades), an der Ostsee (Sierksdorf) und in Berlin. Im Dezember 2011 besuchte er zum ersten Mal seit 1938 seine Heimatstadt Tilsit, die heute russisch ist und Sowetsk heißt. Dort wurde er 2011 zum Ehrenbürger ernannt.

Seite „Armin Mueller-Stahl“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Juni 2016, 08:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Armin_Mueller-Stahl&oldid=155000464 (Abgerufen: 18. Juni 2016, 18:50 UTC)


Hilmar Thate

Der Sohn eines Lokomotivschlossers und einer Hausfrau wuchs in Halle auf, wo er bis zur 10. Klasse die Franckeschen Stiftungen besuchte. Bereits als Schüler einer Laienschauspielgruppe angehörend, folgte für Hilmar Thate eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Hochschule für Theater und Musik in seiner Heimatstadt, die er 1949 mit dem Staatsexamen abschloss.[1] Er begann seine Theaterlaufbahn im selben Jahr am Staatstheater Cottbus. 1951 gelangte er an das Theater der Freundschaft, das heutige Theater an der Parkaue, anschließend an das Maxim-Gorki-Theater in Berlin und 1959 an das Berliner Ensemble. Dort blieb er bis zum Tode der Intendantin Helene Weigel 1971 und wechselte danach an das Deutsche Theater, dem er bis 1980 angehörte. Thate wurde in der DDR zweimal zum Theaterschauspieler des Jahres gewählt: 1967 für seine Darstellung des Galy Gay in Mann ist Mann von Bertolt Brecht und danach, bereits am Deutschen Theater, für seine Verkörperung von Shakespeares Richard III..

 

Nach der Ausweisung von Wolf Biermann wurde Thate, der zu den Unterzeichnern der Protestpetition gehörte, ab 1976 in seiner Tätigkeit als Schauspieler in der DDR erheblich behindert, sodass er beschloss, das Land zu verlassen. Ab 1980 lebte er mit Angelica Domröse in West-Berlin, und beide waren unter der Intendanz von Boy Gobert an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin engagiert.

 

Hilmar Thate arbeitet heute als freier Schauspieler vorwiegend am Theater. Seine bekanntesten Rollen hatte er in Peter Zadeks Inszenierung von Jeder stirbt für sich allein am Schillertheater und, inszeniert von George Tabori, in Gaston Salvatores Stück Stalin in Wien, wo er 1987 gemeinsam mit Angelica Domröse engagiert war. Beide standen auch zusammen in einer Inszenierung von Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf? auf der Bühne.

 

Er war Mitglied der Akademie der Künste der DDR und ist seit 1993 Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

 

Hilmar Thate ist seit 1976 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Angelica Domröse verheiratet. Aus erster Ehe ist er Vater eines Sohnes, der Bildhauer ist.

Seite „Hilmar Thate“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Februar 2016, 10:10 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hilmar_Thate&oldid=151857963 (Abgerufen: 18. Juni 2016, 18:25 UTC)


Angelica Domröse

Angelica Domröse wuchs vaterlos in Berlin auf. Nach einer Ausbildung zur Stenotypistin arbeitete sie zunächst in einem staatlichen Außenhandelsunternehmen der DDR. 1958 wurde sie von Regisseur Slatan Dudow während eines Castings für den Film Verwirrung der Liebe entdeckt. Sie besuchte bis 1961 die Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und gehörte anschließend bis 1966 dem Berliner Ensemble an, wo sie unter anderem in Bertolt Brechts Dreigroschenoper, Schweyk im Zweiten Weltkrieg und Die Tage der Commune sowie Helmut Baierls Frau Flinz zu sehen war. Von 1966 bis 1975 war sie mit Jiří Vršťala verheiratet. Nach ihrem Engagement am BE war sie bis 1979 an der Volksbühne Berlin. Hier spielte sie in Stücken von George Bernard Shaw, Henrik Ibsen, William Shakespeare und Peter Hacks. Daneben arbeitete sie für die DEFA und den Deutschen Fernsehfunk.

 

Nach der Unterzeichnung der Protestresolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann aus der DDR im November 1976 wurde sie zunehmend in ihrer Arbeit behindert. 1979 gastierte sie als Helena in einer Inszenierung von Faust II am Thalia-Theater in Hamburg. 1980 übersiedelte sie schließlich mit ihrem Ehemann Hilmar Thate in die Bundesrepublik, wo sie sich ebenfalls mit anspruchsvollen Rollen durchsetzen konnte. Neben Gastspielen in Stuttgart, Hamburg, Bochum und Wien arbeitete sie überwiegend beim Schillertheater in Berlin. Daneben war Angelica Domröse auch in Fernsehproduktionen zu sehen, wie in Helmut Dietls Kir Royal und Der Alte. Sie drehte mit Frank Beyer, Egon Günther und Michael Haneke. 1988 wurde sie mit der Josef-Kainz-Medaille ausgezeichnet. Anfang der 1990er Jahre stand sie in Die Verfehlung nochmals für Heiner Carow vor der Kamera. Als Kommissarin Vera Bilewski ermittelte sie ab 1994 für den SDR in der Krimireihe Polizeiruf 110, darunter in der umstrittenen Folge Samstags, wenn Krieg ist. Die Zusammenarbeit endete jedoch nach zwei weiteren Folgen, da der Südwestrundfunk (SWR) nach dem Zusammengehen des Süddeutschen Rundfunks mit dem Südwestfunk am 1. Oktober 1998 keinen Polizeiruf mehr für die ARD produziert hat.

 

Nach 1992 war sie zeitweise auch als Dozentin an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin tätig. Im selben Jahr führte sie Regie am Studiotheater Berlin und am Meininger Theater.

 

Im Jahre 2003 erschien ihre Autobiographie mit dem Titel Ich fang mich selbst ein.

 

2006 musste Angelica Domröse nach einem Zusammenbruch in einer Klinik behandelt werden; ihr Ehemann hatte sie bewusstlos im Badezimmer aufgefunden. Im September 2009 ließ sie sich nach einem neuerlichen Nervenzusammenbruch in ein Sanatorium einweisen.[1]

 

Angelica Domröse ist seit 1976 mit dem Schauspieler Hilmar Thate verheiratet; zuvor war sie von 1966 bis 1975 mit dem Schauspieler Jiří Vrštála verheiratet.

Seite „Angelica Domröse“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. April 2016, 10:12 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Angelica_Domr%C3%B6se&oldid=153154743 (Abgerufen: 18. Juni 2016, 18:26 UTC)


Frank Beyer

Frank Beyer wurde als Sohn eines kaufmännischen Angestellten und einer Verkäuferin geboren, wuchs mit einem Bruder Hermann Beyer auf. Er studierte Theaterwissenschaft. 1951 wurde er Dramaturg und Regieassistent am Kreistheater Glauchau/Crimmitschau. Er studierte an der Prager Filmhochschule. Während seiner Studienzeit war er bereits Regieassistent von Kurt Maetzig. Im Jahr 1957 ging er als Regisseur an das DEFA-Spielfilmstudio. Im gleichen Jahr kam sein Debütfilm Zwei Mütter in die Kinos.


Beyer drehte mehrere antifaschistische Filme über den Zweiten Weltkrieg. Berühmt wurde sein Film Nackt unter Wölfen (1963), der sich mit dem Widerstand und der Solidarität der Häftlinge im KZ Buchenwald beschäftigte.

 

1966 kam er erstmals in das Visier der DDR-Zensur. Sein Film Spur der Steine, der den DDR-Alltag kritisch beleuchtete, wurde zwar uraufgeführt, aber drei Tage später verboten. Beyer durfte nach dem Verbot jahrelang keine Kinofilme mehr machen. Sein Vertrag mit der DEFA wurde aufgelöst. Erst nach der Wende wurde der Film mit Manfred Krug in einer Hauptrolle wieder im Kino gezeigt.

 

1967 wechselte er an das Dresdner Staatstheater, 1969 ging er zum Deutschen Fernsehfunk (DFF). 1974 kehrte er zur DEFA zurück und drehte Jakob der Lügner. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jurek Becker thematisiert die aufkeimende Hoffnung der im Warschauer Ghetto in aussichtsloser Lage eingepferchten Juden infolge erfundener Nachrichten der Hauptperson über die vermeintlich vorrückende Rote Armee. Jakob der Lügner, mit dem tschechischen Schauspieler Vlastimil Brodský in der Titelrolle, ist der einzige DDR-Film, der jemals für den weltweit bekannten Filmpreis der US-amerikanischen Filmindustrie, den Oscar nominiert wurde (1977 in der Kategorie: bester ausländischer Film[1]).

 

Beyer und Becker erhielten 1975 den Nationalpreis der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur. Jakob der Lügner erschien 1999 als Hollywood-Remake mit Robin Williams in der Hauptrolle. Befragt nach der Qualität des Remakes, soll Beyer nach einer Vorführung am Museum of Modern Art in New York 1999 geantwortet haben: „My film is an old film from East Germany, the other film is a new film from Hollywood.“ (übersetzt: „Mein Film ist ein alter Film aus Ostdeutschland, der andere Film ist ein neuer Film aus Hollywood“)[2] Bei derselben Gelegenheit antwortete er auf die Frage, inwieweit sich die Arbeit als Filmemacher im Sozialismus von der im Kapitalismus unterscheiden würde: „Former we had censorship, now we have sponsorship.“(übersetzt: „Früher hatten wir Zensur, heute haben wir Sponsoring“)[2]

 

Im Jahr 1976 kam es erneut zu Problemen zwischen Beyer und der SED, weil er eine Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieben hatte. Beyer wurde 1980 aus der SED ausgeschlossen. Seine Möglichkeiten als Regisseur in der DDR wurden daraufhin eingeschränkt. Er erhielt allerdings eine Arbeitserlaubnis für Westdeutschland.

 

Bei seinem 1977 entstandenen Film Das Versteck handelt es sich um eine diffizile Dreiecksgeschichte zwischen einem geschiedenen Ehepaar und dem neuen Freund der Frau. Der Film erfuhr keine wirkliche Auswertung in der DDR, weil Manfred Krug die Hauptrolle spielte. Krug hatte zuvor einen Ausreiseantrag gestellt und war nach der Genehmigung in die Bundesrepublik übergesiedelt.

 

Für Aufsehen sorgte 1983 der Film Der Aufenthalt nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Kant, der auf der Berlinale gezeigt werden sollte. Polen intervenierte bei der Festivalleitung, da der Film die Geschichte eines jungen deutschen Soldaten zeigte, der in polnischer Kriegsgefangenschaft unschuldig des Mordes angeklagt wurde.

 

Nach der Wende 1989 produzierte Beyer fast nur noch Filme für das Fernsehen. Bekannt wurden Literaturverfilmungen nach Vorlagen von Carl Zuckmayer, Erich Loest und Manfred Krug (Nikolaikirche, Abgehauen).[3] Zwischen 1996 und 1998 arbeitete Beyer für den WDR an dem Fernsehprojekt Jahrestage, nach dem gleichnamigen Romanzyklus von Uwe Johnson. Die Produktionsfirma Eikon trennte sich jedoch offiziell aus „unüberbrückbaren Differenzen“ kurz vor den Dreharbeiten von Beyer. Der Regisseur wiederum gab bekannt, er sei dazu aufgefordert worden, sich von seiner Hauptdarstellerin Julia Jäger sowie seiner langjährigen Regieassistentin Irene Weigel zu trennen.[4] Nachdem er den Forderungen nicht nachgekommen war, entließ Eikon vier Wochen vor Drehbeginn den künstlerischen Stab,[5] während der WDR von einem freiwilligen Ausscheiden Beyers sprach. Trotz einer von Volker Schlöndorff initiierten Solidaritätserklärung für Beyer, der sich etwa zwei Dutzend namhafte Künstler anschlossen (u. a. István Szabó, Michael Verhoeven, Marcel Ophüls, Peter Lilienthal, Reinhard Hauff oder Manfred Krug[6]), wurde Margarethe von Trotta mit der Regie beauftragt und Suzanne von Borsody für die weibliche Hauptrolle verpflichtet. Für Beyer blieb es die letzte Arbeit an einer Film- oder Fernsehproduktion. 2001 veröffentlichte er unter dem Titel Wenn der Wind sich dreht seine Autobiografie, die er mit der Schilderung an dem gescheiterten Jahrestage-Projekt begann.[7]

 

Beyer war von 1956 bis 1965 mit der Maskenbildnerin Lydia Albrecht verheiratet (aus dieser Beziehung stammt die Tochter Elke), danach von 1969 bis 1975 mit der Schauspielerin Renate Blume (aus der zweiten Ehe stammt der Sohn Alexander). In dritter Ehe war Beyer ab 1985 mit der Fernseh-Ansagerin Monika Unferferth verheiratet; auch diese Ehe wurde geschieden. Nach der Wende lernte er Karin Kiwus kennen, eine (west)deutsche Lyrikerin. Er lebte mit ihr bis zu seinem Tode am 1. Oktober 2006 zusammen. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin in unmittelbarer Nähe von Adolf Dresen und Arnold Zweig.

Seite „Frank Beyer“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Mai 2016, 20:30 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Frank_Beyer&oldid=154755042 (Abgerufen: 18. Juni 2016, 18:39 UTC)


Manfred Krug

Manfred Krug wurde an einem Rosenmontag als erstes Kind der Eheleute Rudolf und Alma Krug in Duisburg geboren. Sein Vater war Eisenhütten-Ingenieur, der zunächst bei Thyssen in Duisburg als Schmelzer im Stahlwerk arbeitete. Kurz nach der Geburt zog die Familie in die Nähe von Osnabrück, da Krugs Vater eine bessere Stelle im dortigen Stahlwerk fand. Die Familie wohnte in Georgsmarienhütte, wo am 6. Dezember 1939 Manfred Krugs Bruder Roger Krug geboren wurde. Nicht ganz ein Jahr später zog die gesamte Familie weiter nach Hennigsdorf vor die Tore Berlins, da Krugs Vater dort eine Anstellung als Oberingenieur im Stahlwerk erhielt. Die ersten Kriegsjahre wurde sein Vater nicht eingezogen, da er als kriegswichtig galt. Nach der Zerstörung des Stahlwerks musste er dann aber doch noch an die Ostfront.

 

Kurz vor Kriegsende wurde der kleine Manfred aus Furcht vor den Russen zu seiner Oma Lisa nach Duisburg geschickt. Hier erlebte er einen der schweren Bombenangriffe auf Duisburg mit, woraufhin seine Mutter die sofortige Rückkehr nach Hennigsdorf anordnete. Beide Zugreisen unternahm er trotz seines Alters und der kriegsbedingten chaotischen Verhältnisse alleine. In Hennigsdorf erlebte er das Kriegsende.

 

Der Vater überlebte den Krieg unverletzt, setzte sich jedoch in die britische Zone ab, wo er in britische Gefangenschaft geriet. Aufgrund der kargen Verhältnisse wurde Manfred erneut zur Oma nach Duisburg geschickt. Im Stadtteil Duissern in der Schweizer Straße 1 verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre und ging dort zur Volksschule. Nach der Heimkehr des Vaters aus der Gefangenschaft wurde auch sein jüngerer Bruder ins Rheinland zu Verwandten mütterlicherseits geschickt. Die Familie blieb aber getrennt, da der Vater auf Suche nach Arbeit viel unterwegs war. Nach erfolgloser Arbeitssuche beschloss Vater Krug die Rückkehr mit beiden Söhnen nach Hennigsdorf und überraschte seine Frau mit einem anderen Mann. Die Scheidung war die Folge, die Kinder wurden getrennt, Manfred blieb beim Vater.

 

Nach der Scheidung der Eltern zog sein Vater mit ihm 1949 von Duisburg in die gerade gegründete DDR. Krug absolvierte eine Lehre zum Stahlschmelzer im Stahl- und Walzwerk in Brandenburg an der Havel, dem heutigen Industriemuseum. Ein Spritzer flüssigen Stahls verursachte die prägnante Narbe auf der Stirn. Während dieser Zeit erwarb er das Abitur an der Abendschule. Danach begann er ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, das er jedoch abbrechen musste. Von 1955 bis 1957 war er an Bertolt Brechts Berliner Ensemble als Eleve engagiert.

 

In einer Wohngemeinschaft in der Ost-Berliner Cantianstraße lebte Krug zusammen mit dem Schriftsteller Jurek Becker, der einer seiner engsten Freunde wurde.

 

Ab 1957 trat Krug im Kino und Fernsehen der DDR auf. Im Jahr 1960 übernahm er eine Rolle in dem erfolgreichen Film Fünf Patronenhülsen von Frank Beyer.

 

Der Film Spur der Steine unter der Regie von Frank Beyer fiel der Zensur zum Opfer. Der Film wurde nach drei Tagen aus den Kinos genommen und konnte in der DDR erst während der Wendezeit 1989 wieder gezeigt werden.

 

Manfred Krug war in der DDR auch als Jazz-Sänger populär. 1970 besetzte ihn Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin als Sporting Life in George Gershwins Oper Porgy and Bess (Regie: Götz Friedrich). Ab 1971 veröffentlichte Krug zusammen mit dem Komponisten Günther Fischer mehrere Langspielplatten, auf denen er anspruchsvolle, kunstvoll arrangierte Schlager und Chansons sang. Die Texte schrieb er unter dem Pseudonym Clemens Kerber selbst. Außerdem erschien ein Album mit Jazz-Standards, Greens. Besonders populär war der Song Es steht ein Haus in New Orleans. Noch heute sehr bekannt sind seine Auftritte bei den Veranstaltungen Lyrik – Jazz – Prosa, von denen mehrere Mitschnitte veröffentlicht wurden. Die beiden von Krug rezitierten Stücke Die Kuh im Propeller (von Michail Soschtschenko) und Der Flaschenzug können aufgrund seiner Interpretation noch heute viele Bürger der ehemaligen DDR auswendig. Krug trat auch in zahlreichen Fernsehsendungen auf und arbeitete als Synchronsprecher, beispielsweise im Film Eolomea.

 

Ende 1976 erhielt Krug ein Teilberufsverbot, weil er den Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann[1] unterzeichnet hatte.[2]

 

Am 19. April 1977 stellte Manfred Krug nach sechsmonatiger Arbeitslosigkeit einen Ausreiseantrag,[3] der schließlich genehmigt wurde, so dass er Ost-Berlin am 20. Juni 1977 verließ. In seinem privaten Umfeld war er bis zur Ausreise von der Staatssicherheit beschattet worden.

 

Die Dokumentation der damaligen Geschehnisse veröffentlichte Krug 20 Jahre später in seinem Buch Abgehauen. Er zeichnet eine schonungslose Darstellung des Alltags nicht ganz linientreuer DDR-Bürger. Das Buch wurde 1998 unter der Regie von Frank Beyer unter demselben Titel verfilmt, Manfred Krug wurde von Peter Lohmeyer verkörpert.[4]

Seite „Manfred Krug“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juni 2016, 10:08 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Manfred_Krug&oldid=155154448 (Abgerufen: 18. Juni 2016, 18:41 UTC)


Jutta Hoffmann

Im Haus Friedrichstraße 8 in Ammendorf wurde sie als erstes Kind ihrer Eltern Alice und Erich Hoffmann geboren und wuchs zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Sabine in diesem Hause auch auf.[1] Während der Schulzeit ist sie Mitglied der Laienspielgruppe der Buna-Werke in Schkopau. Nach dem Abitur in Merseburg studierte sie 1959 bis 1962 an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg. Bereits 1960 erhielt sie ihre erste Filmrolle im DEFA-Film Das Rabauken-Kabarett und debütierte auch als Theaterschauspielerin in Und das am Heiligabend am Berliner Maxim-Gorki-Theater, dem sie bis 1973 angehörte.

 

Sie spielte bei Ruth Berghaus, Robert Wilson, Luc Bondy, Thomas Langhoff und Peter Zadek. Vor allem aber hat Einar Schleef sie geprägt. 1975 war sie bei ihm Strindbergs Fräulein Julie am Berliner Ensemble in der Skandalinszenierung, die mit ihrem auf die Selbstbefreiung des Individuums ausgerichteten Gestus den Unwillen der SED-Kulturbürokraten hervorrief und nach zehn ausverkauften Vorstellungen prompt abgesetzt werden musste. Besonderer Furor ging von einem in die Aufführung integrierten wilden Tanz Berliner Oberschüler nach Beat-Rhythmen aus und von Jutta Hoffmanns finalen Abgang über die Lehnen der Sitzreihen im Parkett und die Köpfe der Zuschauer hinweg.[2] «Das Verrückteste, was im Berliner Ensemble je über die Bühne ging», schrieb Theater heute. In Schleefs spektakulärer Inszenierung Verratenes Volk spielte Hoffmann 2000 die Rosa Luxemburg und stand in Herr Puntila und sein Knecht Matti (1996) am Berliner Ensemble auf der Bühne.

 

Anfang der 1980er Jahre verließ sie die DDR und stand in der Bundesrepublik Deutschland unter anderem im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg auf der Theaterbühne. Vor allem ihre Arbeiten mit Peter Zadek machten sie dem westdeutschen Theaterpublikum bekannt. Nachdem Luc Bondy sie schon 1978 in Anton Tschechows Platonow besetzte, spielte sie bei den in Salzburger Festspielen in Dieter Dorns Inszenierung von Goethes Torquato Tasso die Leonore d’Este. Danach spielte sie regelmäßig an den Münchner Kammerspielen, in Peter Weiss' Der neue Prozeß oder die Helma in Der Park von Botho Strauß (jeweils Regie Dieter Dorn). Der Regisseur Thomas Langhoff engagierter Hoffmann für seinen Fernsehfilm Hedda Gabler (1979/80). An der Seite von Jutta Wachowiak und Michael Gwisdek spielte sie 1982 auch in Langhoffs eigenwilliger TV-Verfilmung von Goethes Stella – ein Stück, das sie im Jahr zuvor am Theater im Palast gespielt hatte.

 

Ihre größten Erfolge feierte sie am Theater mit Peter Zadek wie bei Lorcas Yerma (für die sie von der Zeitschrift Theater heute zur „Schauspielerin des Jahres“ gekürt wurde). Sie war die sprachgestörte Gräfin Geschwitz in Zadeks legendärer Inszenierung von Wedekinds Lulu mit Susanne Lothar, Die Herzogin von Malfi an der Seite von Gert Voss und die Mutter von Uwe Bohm im Musical Andi. Bei den Wiener Festwochen spielte sie 1995 Adolf Hitler und die Ehefrau von Hans Frank in Joshua Sobols Der Vater in der Inszenierung von Paulus Manker und 2012 bis 2014 Alma Mahler-Werfel in Mankers Inszenierung von Joshua SobolsAlma – A Show Biz ans Ende“ in Wien.

 

In Spiel- und Fernsehfilmen beeindruckte Jutta Hoffmann wiederholt durch ihre Ausdrucksfähigkeit. Auf der Leinwand hatte Hoffmann in der DDR in Egon Günthers Film Lotte in Weimar an der Seite von Lilli Palmer oder in der Arnold Zweig-Verfilmung Junge Frau von 1914 ebenso Erfolge wie als Lämmchen in der Fernsehverfilmung von Hans Falladas Kleiner Mann – was nun?. Mit Egon Günthers Kinofilm Der Dritte (1972), der auf den Filmfestivals in Karlovy Vary und auf dem Filmfest in Venedig (Darstellerpreis der FIPRESCI-Jury als Beste Schauspielerin) ausgezeichnet wurde, erlangte sie internationalen Ruhm und konnte bei der Biennale den FIPRESCI-Preis als „Beste Schauspielerin“ für die Darstellung der Margit Flieser entgegennehmen; die DDR ehrte ihre Künstlerin mit dem „Nationalpreis“. Im selben Jahr erhielt Hoffmann den Deutschen Kritikerpreis. Eine weitere Zusammenarbeit mit Egon Günther war der Film Die Schlüssel (1972), der wegen der heiklen Thematik mit einem Aufführungsverbot belegt wurde. Die Ausgrenzung aus dem parteitreuen DDR-Kunstbetrieb spiegelt sich in Filmen wie Herrmann Zschoches Karla, der 1965 verboten wurde oder später Das Versteck mit Manfred Krug (1977).

 

Von 1993 bis 2006 arbeitete sie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg als Professorin für darstellende Kunst. Während dieser Zeit unterrichtete sie unter anderem Marie Bäumer, Bibiana Beglau und Marc Hosemann.

 

2005 wurde Hoffmann von der DEFA-Stiftung für ihre Verdienste um den deutschen Film geehrt. Aus Anlass ihres 70. Geburtstages widmete ihr das Filmmuseum Potsdam eine Ausstellung. Seit 12. April 2011 hat Jutta Hoffmann einen Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin.

 

Jutta Hoffmann war in erster Ehe mit dem Regisseur Herrmann Zschoche und ist jetzt mit dem österreichischen Schauspieler und Regisseur Nikolaus Haenel verheiratet. Sie lebt in Potsdam und hat zwei Kinder.

Seite „Jutta Hoffmann“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juni 2016, 18:51 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Jutta_Hoffmann&oldid=155735870 (Abgerufen: 30. Juni 2016, 14:52 UTC)


Katherina Thalbach

Katharina Thalbach entstammt einer Theaterfamilie, ihr Vater war der Regisseur Benno Besson, ihre Mutter war die Schauspielerin Sabine Thalbach. Der Schauspieler Pierre Besson und der Regisseur Philippe Besson sind ihre Halbbrüder, und auch ihre Tochter Anna Thalbach (aus der Beziehung zu dem Schauspieler Vladimir Weigl) ist Schauspielerin, ebenso ihre Enkelin Nellie.

Seit ihrem fünften Lebensjahr stand Katharina Thalbach auf der Bühne und spielte in Filmen mit. Nach dem Tod ihrer Mutter 1966 kümmerte sich unter anderem Helene Weigel, die Witwe Bertolt Brechts, um ihre schauspielerische Ausbildung.

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren feierte sie Erfolge am Berliner Ensemble und in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.

Im Dezember 1976 siedelte Thalbach zusammen mit ihrem Partner, dem Schriftsteller Thomas Brasch (1945–2001), in der Folge ihres Protests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns von Ost- nach West-Berlin über.

Bis zur Auflösung durch den Berliner Senat Anfang der 1990er Jahre gehörte Katharina Thalbach als Ensemble-Mitglied und Regisseurin zu den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, die das Schiller-Theater und das Schloßparktheater betrieben. Am Tage der Auflösung inszenierte Katharina Thalbach die Theaterpremiere des Stückes Weiß alles und dickedumm von Coline Serreau und spielte die Hauptrolle.

Katharina Thalbach ist Mitglied der Deutschen Filmakademie, seit 1995 der Freien Akademie der Künste Hamburg und seit 1999 der Akademie der Künste Berlin.

 

Seite „Katharina Thalbach“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Juli 2016, 09:30 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Katharina_Thalbach&oldid=156014084 (Abgerufen: 17. Juli 2016, 08:52 UTC)


Rolf Ludwig

Rolf Ludwig war der Sohn des Buchdruckers und Gastwirts Richard Hermann Heinrich Ludwig und seiner Ehefrau Emmi, geborene Martens. Als der Junge fünf Jahre alt war, kehrten die Eltern von Stockholm nach Dresden-Leuben zurück, wo Rolf Ludwig in der Lilienthalstraße 17 aufwuchs. Nach der Volksschule in Dresden machte er eine Lehre als Drucker. 1942 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen. Im Zweiten Weltkrieg war Rolf Ludwig ab 1943 Kampfpilot. Er wurde abgeschossen, verwundet und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager bei Sheffield beteiligte er sich am Lagertheater.

Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Ludwig für die Radebeuler Theatergruppe Heiterer Blick. 1947 spielte er in Dresden für eine Theaterrolle vor. Um seine Sportlichkeit zu zeigen, sprang er aus einem Fenster. Er hatte jedoch übersehen, dass er nicht in einem Raum im Erdgeschoss vorspielte, sondern im ersten Stock (zweite Etage). Bei diesem Sprung brach er sich den Arm. Auf Grund seines leidenschaftlichen körperlichen Einsatzes wurde er sofort genommen. Der Intendant Erich Ponto beugte sich aus dem Fenster und rief: „Junger Mann, Sie sind engagiert.“[1]

Am Staatstheater Dresden spielte er in den meisten inszenierten Stücken in verschiedenen Rollen mit. Den Grundstein seiner großen Karriere legte Ludwig aber an der Berliner Volksbühne, wo er Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre neben anderen Rollen den Truffaldino in Carlo Goldonis Diener zweier Herren spielte. Später wechselte er zum Deutschen Theater, dessen Ensemble er bis in die 1990er Jahre angehörte. Gemeinsam mit Klaus Piontek spielte er in nahezu allen großen Inszenierungen des Deutschen Theaters. 580 Mal war er hier über 16 Jahre hinweg als „Der Drache“ in dem von Benno Besson inszenierten gleichnamigen Stück von Jewgeni Schwarz zu sehen.

Einem breiten Publikum wurde er über eine Reihe von DEFA-Spielfilmproduktionen bekannt, wie in Egon Günthers Der Dritte (1972) oder in Lotte in Weimar (1975) nach dem Roman von Thomas Mann. Bereits dem jüngsten Publikum war Ludwig (oder zumindest seine Stimme) ein Begriff. Er wirkte – oft in der Rolle des Erzählers – in zahlreichen LITERA-Hörspiel-Produktionen mit, die in der DDR als Schallplattenaufnahmen weit verbreitet waren. Auch in Kinderfilmen wie Moritz in der Litfaßsäule und Das Schulgespenst wirkte er mit.

Anfang der 1990er Jahre sorgte sein Streit mit Harald Juhnke über den Titel seiner Autobiographie Nüchtern betrachtet für Aufsehen, da Juhnke seine Autobiographie genauso nennen wollte. Rolf Ludwig, der von sich selbst behauptete, „kein Trinker, sondern ein Suffkopp“ zu sein, war über Jahrzehnte hinweg schwer alkoholabhängig. Oft stand er stark angetrunken auf der Bühne und wurde nur wegen seines außergewöhnlichen Talentes und der Tatsache, dass deswegen nie eine Vorstellung geplatzt ist, nicht entlassen. Selbst Juhnke musste dies einsehen und legte den Streit bei.

Nach seiner Einäscherung im Krematorium Meißen[2] wurde Ludwig in Benz auf der Insel Usedom beigesetzt.

Seite „Rolf Ludwig“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juni 2016, 17:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rolf_Ludwig&oldid=155734464 (Abgerufen: 30. Juni 2016, 14:51 UTC)


Elsa Grube-Deister

Elsa Grube-Deister begann ihre Schauspielkarriere auf Bühnen in Bielefeld, Chemnitz, Neuruppin und Eisenach, bevor sie 1953 von Bertolt Brecht und Helene Weigel ans Berliner Ensemble geholt wurde, wo sie ein Engagement erhielt. Hier spielte sie einige Jahre, bis sie 1960[1] ans Deutsche Theater Berlin wechselte, wo sie bis 1999 auf der Bühne arbeitete. In Aufführungen wie Peter Hacks' Antikenbearbeitung der „Schönen Helena“ von 1964 feierte sie an der Seite von Fred Düren erste Erfolge. Weitere Höhepunkte ihrer Bühnentätigkeit waren die Verkörperung der Daja in Friedo Solters Interpretation der Ringparabel von 1966, sowie 1972 die Mitwirkung in Juno und der Pfau, einer Sean O’Casey-Inszenierung von Adolf Dresen, die zu ihrem größten Erfolg wurde. Im Jahr 1999 hatte die Künstlerin als Frau Schulze in Gerhart Hauptmanns Der rote Hahn als 73-Jährige ihren letzten Bühnenauftritt.

„Sie gehört nicht zu denen, die etwas von sich hermachen, sondern zu denen, die etwas aus sich machen. Sie spielt mit, nicht auf, und schon gar nicht spielt sie sich in den Vordergrund.“

Ernst Schumacher: Theaterkritiker: über die Künstlerin[2]

Neben ihrer Bühnenarbeit spielte sie ab Ende der 1950er Jahre auch in Film- und Fernsehproduktionen des DFF und der DEFA. Anfangs in Bühnenadaptionen ihrer Theaterrollen, wie 1969 in Nathan der Weise, später auch in ernsten Rollen der DEFA wie ihrer Verkörperung einer Trümmerfrau in dem Nachkriegsfilm Steinzeitballade von 1960.

„Hier zeigt sich schon ihre absolut eigenartige Ausstrahlung, eine seltsame Mischung aus handfester Bodenständigkeit und tagtraumhafter Tätigkeit. Sie war ganz hier und zugleich nicht ganz von dieser Welt.“

Dr. Erika Richter: Redakteurin und Herausgeberin der Zeitschrift Film und Fernsehen über die Künstlerin, 1999[1]

Bekanntheit als Filmschauspielerin erlangte sie aber vor allem 1970 durch den dreiteiligen Fernsehfilm Jeder stirbt für sich allein nach dem gleichnamigen Buch von Hans Fallada. Mit Regisseur Konrad Wolf drehte sie 1974 Der nackte Mann auf dem Sportplatz, gefolgt von weiteren Filmprojekten. Auch nach der Wende war sie als Künstlerin gefragt, so dass sie fortan in bundesdeutschen Fernsehfilmen zu sehen war.

Elsa Grube-Deister verstarb im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit in Bollersdorf und wurde dort auf dem Gemeindefriedhof beigesetzt.[3]

Seite „Elsa Grube-Deister“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Juni 2016, 02:01 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Elsa_Grube-Deister&oldid=155715113 (Abgerufen: 7. Juli 2016, 19:53 UTC)


Adolf Dresen

Nach dem Besuch der Klosterschule Roßleben und dem Abitur in Thale 1953 studierte Dresen von 1953 bis 1959 Germanistik in Leipzig, wo er Laienspieler und Leiter der Studentenbühne Leipzig war. Während eines Praktikums am Berliner Ensemble lernte er die Spielweise des epischen Theaters kennen. Nach seinem Studium arbeitete er von 1959 bis 1962 als Schauspielregisseur in Magdeburg und anschließend in Greifswald. Hier wurde er 1964 nach einer umstrittenen Hamlet-Inszenierung entlassen. Aus diesem Grund arbeitete er als Hilfsarbeiter auf einem Bohrturm im Erdölkombinat Grimmen (Mecklenburg).

Von 1965 bis 1977 war Adolf Dresen Regisseur am Deutschen Theater Berlin. 1977 siedelte er nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann nach Westdeutschland über. Es folgte von 1977 bis 1981 ein Engagement am Wiener Burgtheater (dort unter anderem Emilia Galotti mit Klaus Maria Brandauer) und 1979 erste Opernarbeiten in Hamburg. Von 1981 bis 1985 war Dresen als Schauspieldirektor in Frankfurt am Main tätig. Danach fungierte er als freier Opernregisseur an zahlreichen Bühnen und Opern in Europa, unter anderem Brüssel (Fidelio, 1989), Pariser Théâtre du Châtelet, Wiener Staatsoper (1986 Wozzeck von Alban Berg, Bühnenbild, Kostüme: Herbert Kapplmüller, Dirigent Claudio Abbado; 1992 Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner, Bühnenbild, Kostüme: Kapplmüller, Dirigent Christoph von Dohnányi) und an der Royal Opera London.

Adolf Dresen starb 2001 in Leipzig.

Seite „Adolf Dresen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. April 2016, 10:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Adolf_Dresen&oldid=153824857 (Abgerufen: 7. Juli 2016, 19:56 UTC)


Thomas Langhoff

Thomas Langhoff wurde als Sohn des deutschen Regisseurs Wolfgang Langhoff und dessen Frau Renate während der Zeit im Exil in der Schweiz geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Familie Langhoff nach Deutschland zurück. Seit 1948 lebte Thomas Langhoff in Berlin. Nach dem Abitur an der Paul-Oestreich-Schule in Berlin-Weißensee wurde Langhoff zunächst Schauspieler. Er studierte an der Theaterhochschule Leipzig. Als Schauspieler war er zwischen 1963 und 1971 am Hans Otto Theater in Potsdam engagiert und ging danach zum DDR-Fernsehen. 1977 inszenierte er „Einsame Menschen“ am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, wo er fortan zu einem der wichtigsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters wurde. Thomas Langhoff ist Vater des Regisseurs Lukas Langhoff und des Schauspielers Tobias Langhoff, außerdem der Bruder des Regisseurs Matthias Langhoff, dessen Tochter, die Autorin Anna Langhoff, somit seine Nichte ist.

 

Seit 1980 arbeitete Langhoff an allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen, auch im Westen. Nach der Wende in der DDR und der Wiedervereinigung übernahm er 1991 das Deutsche Theater in Berlin als Intendant, das bereits nach der ersten Saison unter seiner Leitung von den deutschen Kritikern zum Theater des Jahres gewählt wurde. Langhoff blieb Intendant bis zum Auslaufen seines Vertrages 2001. Als er 1999 den Berliner Kultursenator Peter Radunski ultimativ zu einer Aussage aufgefordert hatte, ob sein Vertrag verlängert würde, gab Radunski ihm eine Absage.[1] In den zehn Jahren seiner Intendanz gab Langhoff unter anderem dem jungen deutschen Theater einen Platz in der so genannten Baracke. Thomas Ostermeier durfte sich hier ausprobieren und wechselte von der Baracke direkt in die Leitung der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz.

 

Anschließend arbeitete Langhoff als freier Regisseur.[2] Ende 2007 inszenierte Langhoff an Stelle von Andrea Breth, die ursprünglich mit dem Projekt beauftragt war, am Wiener Burgtheater Wallenstein. Seine letzte Inszenierung, Der Kirschgarten von Tschechow, erlebte im Oktober 2011 ihre Premiere am Berliner Ensemble.

Seite „Thomas Langhoff“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. September 2016, 14:27 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Thomas_Langhoff&oldid=158132688 (Abgerufen: 11. November 2016, 12:14 UTC)